Wie in schon in einem vorherigen Blogeintrag erwähnt, werde ich mal darüber berichten, wie ich auf NetBSD aufmerksam wurde und anschließend etwas über die Erfahrungen damit erzählen. Dazu aber eine kleine Vorgeschichte:
Vor fast zwei Jahren – zu der Zeit spielte ich schon ein wenig mit FreeBSD herum, an dem ich noch keine Verbindung mit dem Internet realisieren konnte – keimte auch bei mir so langsam der Gedanke auf, mir ein gebrauchtes Notebook zuzulegen, mit welchem ich, während ich an meinem eigentlichen Computer ohne einer Verbindung zu Internet am herumprobieren bin, die Dokumentation im WWW nachschlagen kann. Obwohl es in meiner regionalen Umgebung einige Unternehmen gibt, die sich darauf spezialisiert haben, gebrauchte Computer z.B aus Altersgründen oder Konkursmassen aufzukaufen, um diese wieder ein wenig auf zu bereiten und dann mit neuer Garantie und einer gültigen Windows XP Lizenz günstig weiter zu verkaufen, konnte ich nichts passendes für meine Bedürfnisse finden. Und das, obwohl es sich zum Teil um echt qualitativ gute Geräte aus der IBM Thinkpad-Reihe handelte, die eben für meine Ansprüche noch genügend Prozessorleistung mit gebracht hätten. Aber ich hätte dann immer noch wieder etwas austauschen oder erweitern müssen, um beispielsweise auch CD’s brennen zu können oder eine etwas größere Festplatten einbauen müssen, um etwas mehr an Speicherkapazität in Anspruch nehmen zu können. Ich habe dann so auch erst einmal in weiser Voraussicht bis zum Linux-Tag 2007 im Frühjahr gewartet, wo es ein paar interessante Vorträge von der openSuse Community zum Thema Hardwareunterstützung unter Linux bei mobilen Computer gab. Das Fazit daraus ergab nämlich, dass zum einem die Treiberunterstüzung für den Suspend to RAM-Modus hinsichtlich bei Linux auf Laptops abhängig von der verbauten Hardware ist – und das selbst bei unterschiedlichen Modellen und Revisionen eines Herstellers. Zum anderen ist es, egal welchen Stromsparmodus man benutzt, bei Laptops mit einem installierten Linux langsamer bei diesen Prozessen, als welche mit einem installierten Windows, wo die Hersteller immer eigene individuell angepasste Gerätetreiber auf einer CD-ROM beilegen. Laptops aus dem Hause Apple hingegen schnitten bei dem Vergleich am schnellsten ab, da hier ja sowohl die Hardware als auch das Betriebssystem aus dem selben Hause stammen. So konnte ich meine Auswahl für meine Ansprüche schon mal auf Apple oder IBM reduzieren. Und diese Ansprüchen hießen: Laptop mit einem Unix-ähnlichen Betriebssystem um weiter Unix zu lernen und flexible Mobilität.
Nun lange Rede, kurzer Sinn! Während ich also nun zwischen diesen beiden Auswahlmöglichkeiten hin und her sinnierte, machte mich ein Bekannter aus meinem anonymen Techniktreff darauf Aufmerksam, das der Versuch, selbst ein IBM Thinkpad mit Linux als Betriebssystem als ein sehr mobiles und flexibles Notebook zu verbiegen und trotzdem damit Unix zu lernen, absoluter Quatsch ist. Die einzige Lösung, diesem Ansprüchen zu genügen ist: Als Laptop sich ein Apple-Gerät zu kaufen, die wie ich schon in dem Vortrag der openSuse-Leute hörte, allein schon wegen der Suspend to …-Zeiten sehr schnell und flexible sind, aber mit der Architektur des Mac OS X Betriebssystems einen unixen Unterbau haben, wo man trotzdem ein wenig herumspielen und probieren kann. – Dieser Punkt brachte mich übrigens zu Apple. – Und als zweites sich einen alten Rechner nehmen, worauf man so richtig dreckig Unix lernen kann. Und das habe ich parallel auch mal in Angriff genommen.
Weil ich hier noch meinen guten alten 486’er Computer aus meiner Jugend herumstehen habe, dachte ich mir, den könnte man sehr gut dafür nehmen. Nur, obwohl er dafür noch genug Prozessorleistung – mit für ihn in seiner Leistungsklasse außergewöhnlichen 32 MB Arbeitsspeicher – gehabt hätte, war hier schon das Problem, dass er mit seiner insgesamt auf zwei Festplatten verteilten Speicherkapazität von 275 Megabyte dann doch zu unter dimensioniert ist und es inzwischen auch unmöglich ist, entsprechend kompatible Festplatten mit ein bisschen mehr Speicherkapazität aus verlässlicher Quelle zu besorgen. Außerdem war er dann doch zu sehr in die Jahre gekommen, was sich darin äußert, das unter anderem der CMOS-Puffer leer ist und der Multi-I/O-Controller am IDE Connector schon einen Wackelkontakt hat. Hier kam mir dann aber zu Gute, dass ein Arbeitskollege seinen mittlerweile zehn Jahre alten Computer los werden wollte, und so ich geschenkt zu einem etwas Leistungsfähigeren Rechner kam. Aber bei dem Versuch, den Arbeitsspeicher etwas auf zu stocken habe ich dann doch wohl das Mainboard zerstört. Zum Glück konnte mir jemand von der hiesigen Linux-Usergroup sein ausrangiertes AT-Baby Board überlassen, dass hervorragend mit einer AMD K6 400 MHz CPU und 256 MB SD-RAM bestückt ist. Zum Schluss noch meine alte 15 GB Seagate Festplatte aus einem etwas älterem Gebrauchtrechner hinein gestöpselt, und schon war ein brauchbares Komplettsystem zum Unix lernen zusammen gestellt.
Nachdem also nun die Hardware stand, stand nun die Frage im Raum welches Betriebssystem eignet sich für solch ein Vorhaben als bestens. Linux schied hier schon mal von Anbeginn an für mich aus. Es gibt zwar neben den populären leicht zu bedienenden Distributionen auch welche wo man selber viel Hand anlegen muss, aber Linux hat mit seinem Distributionsschema das Problem, dass es zwischen den von den Distributoren zusammen gestellten Systemen massive Unterschiede in Dateistruktur oder den Startscripten geben kann. Von daher viel meine Wahl eigentlich auf Minix. Minix wurde von Andrew Tannenbaum als Lehrsystem für Informatikstudenten Ende der achtziger Jahre entwickelt und entwickelte sich als Echtzeitbetriebssystem bis heute fort. Meine Probeinstallationen auf einer virtuellen Maschine ergab aber, das es mindestens 256 MB RAM benötigte, um überhaupt eine grafische Oberfläche bieten zu können, was schon irgendwie kurios für ein Betriebssystem ist, welches sich auf die Fahnen schreibt, mit minimalsten Ressourcen lauffähig zu sein. Außerdem bietet es nur eine kleine dreistellige Auswahl an binär vorkompilierten Programme an, wodurch man gezwungen ist, bei den Einsatz von weiteren zusätzlichen Programme den Quellcode der jeweiligen Softwareprojekten direkt auf das Betriebssystem anzupassen. Dies ist zwar sicherlich die Intention des Minix-Projekt, dass Programmierer und Studenten das System erweitern und somit mit entwickeln, hätte aber meine Fähigkeiten bis auf weiteres gesprengt. So blieb als wirkliche Alternative ein Betriebssystem aus der BSD-Reihe. Mit FreeBSD hatte ich schließlich mal sowohl auf einen virtuellen Computer als auch auf einer nativen Installation meine wirklich intensiven spielerischen Erfahrungen auf der Kommandozeile gesammelt. FreeBSD hat aber immer noch das Problem, dass es für die ausgesuchte Hardware durch seine stetig gewachsene Softwareauswahl recht umfangreich ist und damit eigentlich für harte produktive Serveranwendungen spezialisiert ist und zum anderen durch sein Sysinstall ein sehr mächtiges, Dialog gesteuertes und dennoch einfach zu bedienendes Administrationswerkzeug bietet, welches einem sehr schnell davon ableiten kann, die einzelnen Befehle auf der Kommandozeile auszuführen. Durch ein wenig schmökern in diversen Internet-Lexika s bin ich nun letztendlich für meine Unix-Lernerfahrungen zu NetBSD gekommen, dass laut einer Aussage in der deutschen Wikipedia ideal für Hobbyisten, also jemanden wie mich, gemacht ist. Schwerpunkt von NetBSD liegt auf der Portabilität durch sauber dokumentierten SourceCode, was dazu führt, dass es sowohl für viele „alte“ Computer-Architekturen als auch moderne Desktop- und Server- oder Embedded-Hardware verfügbar ist. Damit zählt es zu dem mit am weitesten portierten Betriebssystem.