Als ein notorischer Fussgänger ist man zwar länger unterwegs, aber die langsamkeit erlaubt es, die Umgebung besser wahr zu nehemen. Und das zahlt sich wie in folgendem Beispiel aus.
Vor einigen Wochen kam auf auf dem Fernsehsender arte eine Reportage über das Projekt Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig. Stolpersteine sind Gedenktafeln, die an Menschen erinnern sollen, die während des Nationalsozialismus ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getriebn wurden. Es sind kubische Betonsteine mit einer Kantenlänge von 10 Zentimeter, auf denen sich auf der Oberseite eine individuell beschriftete Messingplatte befindet.
Vor einigen Tagen bin ich mal einen anderen Weg nach Hause gelaufen als sonst üblich. Dabei stachen mir in der benachbarten Hauptstraße – nur einige Meter vor meiner eigenen Wohnadresse entfernt – vor zwei Haustüren gleich mehrere solcher Steine auf dem Bürgersteig in meine Augen und ich dachte mir: ‚Hoppla, hast du da nicht vor einiger Zeit eine Reportage im Fernsehen darüber geschaut?‘ Ich hätte nicht gedacht, dass es die Steine sogar in meiner näheren Nachbarschaft gibt. Ein schönes Dokument zur Geschichte meiner derzeitigen Wahlheimat und den Menschen, die es hier mal gab.
Der erste Stolperstein wurde übrigens probeweise 1995 verlegt und zwei Jahre daruf der erste behördlich genemigte. Inzwischen sind bereits über 30.000 Steine in 750 Städten und Gemeinden in weiten Teilen von Europa verlegt. Davon allein über 650 hier in Deutschland.