nGlide

In den erst kürzlich veröffentlichten Videos ‚PCI GeForce FX 5500‘, ‚Overlooked High Performance Windows 98 Retro GPU: GeForce 6600 GT‘ und ‚E8600 Windows 98‘ hat Phillip auf seinem YouTube-Kanal PhilsComputerLab fast schon nur beiläufig erwähnt, dass er für seine Retro Computer Builds neben dem regulären Grafiktreiber der verbauten Grafikkarten auch nGlide zusätzlich installiert. nGlide ist ein 3dfx Voodoo Glide Wrapper. Damit können Spiele gespielt werden, die für die 3dfx Glide API entwickelt wurden, ohne tatsächlich eine 3ffx Voodoo-Grafikkarte zu benötigen. Alle drei API-Versionen werden unterstützt: Glide 2.11 (glide.dll), Glide 2.60 (glide2x.dll) und Glide 3.10 (glide3x.dll). nGlide emuliert lediglich die Glide-Umgebung mit Direct3D und Vulkan. Der Glide Wrapper unterstützt auch hochauflösende Modi. – So die Beschreibung auf der Webseite von ZEUS-Software. Dass es die Glide-Wrapper gibt, ist bisher irgendwie an mir vorbeigegangen, aber neben nGlide gibt es seit sie schon einige Jahre. Hatte ich mir in den letzten beiden Jahren doch die Mühe gemacht, für die in meiner Sammlung enthalten Spiele, die als einzige 3D-Hardwarebeschleunigung Glide unterstützen, ein authentisches 400 Megahertz Pentium 2 System aus Scrapyard-Teilen plus auf eBay gekaufter Creative Voodoo 2 Karte zusammenzubauen. Man könnte jetzt sagen: „Das Geld für eine gebrauchte Voodoo (Beschleuniger) Grafikkarte hätte man sich eigentlich sparen können!“ – Nur so einfach ist die Kiste dann aber doch nicht! Ein Glide-Wrapper ersetzt in einem zeitgenössischen System auf Basis von Pentium 2, Pentium 3 oder einem AMD-Äquivalent nicht den richtigen 3dfx Hardware-Beschleuniger. Da die Wrapper eine Hardware-Ebene in Software nachbilden, braucht es einen entsprechend leistungsfähige 2,0 Gigahertz Prozessor. Im Gegensatz zu anderen verfügbaren Wrappern, die ich sowieso nicht ausprobiert habe, ist nGlide Software-seitig auch mit Windows XP und einer DirectX 9.0 Grafikkarte kompatibel. Es gibt auch das Gerücht, dass nGlide auch unter Windows 98 zum Laufen gebracht wurde, was bezüglich des Alters des Betriebssystems noch eine Stufe authentischer ist, werde es aber selber nicht ausprobieren.

Bezüglich des Mehrwertes der verfügbaren, kompatiblen Spiele muss ich aber deutlich differenzieren. Für viele PC-Spiele aus den Jahren 1996, 1997 und 1998, die durch nGlide unterstützt werden, ist dieses eine echte Alternative. Dies betrifft Titel wie Tomb Raider 1 oder Hexen 2, da es seinerzeit als ernstzunehmenden 3D-Beschleuniger nur die auf die Glide-API basierenden Karten mit Voodoo Chips gab. Das 1996 erschienene Tomb Raider besitze ich zwar nicht in meiner Sammlung, möchte es aber dennoch erwähnt habe, da es noch zu deren Glide-beschleunigten Titel zählt, die nicht unter Windows, sondern stattdessen unter MS-DOS ausgeführt wurden. Für nGlide ist hierfür also noch die Emulations-Ebene mit DOSBox nötig. Dasselbe gilt für das in der ersten Auflage ebenso für MS-DOS veröffentlichte Grand Theft Auto. Die im Jahr 1998 erschienen Titel ‚Popolous 3 – The Beginning‘, sowie das „Ur-“ Unreal sind zu meinem Leidwesen nicht mit nGlide kompatibel. Aus der Unreal-Reihe braucht es dann schon das im Jahr 1999 erschiene Unreal Gold oder Unreal Tournament. Bezüglich Popolous 3 von Bullfrog wäre ich darauf angewiesen, einen anderen Wrapper auszuprobieren, wenn ich nicht im Besitz der originalen Voodoo 2 Karte von Creative wäre. (Anmerkung: Es gibt einen Patch, der Software Rendering mit Direct 3D ermöglicht, lief unter Windows 7 aber nicht wirklich zuverlässig.) Ab 1999 wurden aber auch zunehmend mit Titeln wie Quake 3 Arena veröffentlicht, die als alternative 3D-Rendering API OpenGL anboten, oder wie bereits mit UT99 erwähnt, zunehmend mit Direct 3D ein besseres Software-Rendering anboten. Mit den von mir gespielten Titeln ‚Star Treck: Voyager – Elite Force‘ und Daikatana – beide im Jahr 2000 erschienen – konnte ich keinen optisch-qualitativen Unterschied ausmachen.

Wer die Geschichte der Grafikarten und 3D-Beschleunigern vor etwa 25 Jahren ein wenig mitverfolgt hat, hat ja mitbekommen, wie der Chip-Hersteller nVidia mit der TNT(2) Reihe deutlich an das Know-How der 3dfx-Chips aufgeholt, sowie letztendlich mit der Markteinführung der GeForce 256-Reihe, die dann auch technologisch deutlich überlegen war, vollständig den Rang abgelaufen hat. Der Rest ist dann nur noch Geschichte. nVidia hat im Jahr 2001 den Konkurrenten 3dfx aufgekauft und deren Marke liquidiert.

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