Wichtig nehmen alle das Sterben

Wichtig nehmen alle das Sterben: Aber noch ist der Tod kein Fest. Noch erlernten die Menschen nicht, wie man die schönsten Feste weiht.

Zitat aus Zarathustra, eBook „Warum wir sterben“, Gutenberg Projekt

Disclaimer:
Eigentlich wollte ich für dieses Wochenende einen anderen Blog-Artikel erstellen. Weil für mich – und ich bin intellektuell nicht gut darin, sofort ein Anliegen eloquent in einen Text zu giesen – das Ausformulieren der Artikel doch sehr anstrengend ist, habe ich aus Prokrastination das irgendwann vor ewiger Zeit begonnene Absuchen meines Twitter-Feeds nach witzigen oder geistreichen Sprüchen wieder aufgegriffen. Und just heute zum Totensonntag ist mir dieses Zitat aus einen meiner Tweets vom Oktober 2013 in die Hände gefallen.

Holgi sagte in einer seiner Podcastfolgen sinngemäß in etwa folgendes:

Ich möchte, dass bei meiner Beerdigung alle gut gelaunt sind. Und wer nicht lacht, muss die Trauerfeier am Ende bezahlen.

Links:
Eigener Tweet vom Oktober 2013
WRINT-Podcast von Holger Klein

Plädyer zum Nichtstun

Vor ungefähr zehn Jahren habe ich im Radio bei ‚hr2 – Der Tag‘ zum ersten und bis neulich zum einzigen mal die ‚Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral‘ gehört. Aber obwohl sie mir richtig gut gefiel, hatte ich vergessen, wie sie hieß und von wem sie war. Doch glücklicherweise ist Alexandra Tobor im Rahmen ihres Podcasts ‚In trockenen Büchern‘ in der Ausgabe zu Faulheit auf dieses Werk eingegangen, welches doch nicht so alt ist, wie ich es vermutet hatte, und vom deutschen Schriftsteller Heinrich Böll stammt. Die Anekdote ist sehr kurz und es geht in ihr um ein Gespräch zwischen einem einfachen aber dennoch zufriedenen Fischer und einem Touristen.

Link zur ‚Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral‘

Die Alexandra geht noch auf die Philosophen, Zivilisationskritiker und Verweigerer der Geschäftigtheit Jean-Jacques Rousseau und Diogenes von Sinope ein. Besonderst gut hat mir die Haltung Diogenes gefallen. Es gibt von ihm keine schriftlich gesicherten Überlieferungen, sondern nur Anekdoten. Im wesentlichen ist er dafür bekannt gewesen, dass er in einer Tonne hauste und damit glücklich war. Und die wohl berühmteste Anekdote, die von ihm überliefert ist, ist, dass ausgerechnet Alexander der Große vor ihn getreten sein soll und die Worte sprach: „Fordere was Du wünschst!“ Und das Einzige, was Diogenes einfiel, ist: „Geh mir aus der Sonne!“

Gesunder Menschenverstand

Wenn es einen Satz gibt, bei dem ich gefühlt die letzten fünfzehn Jahre immer mit den Augen rollen musste, wenn er fiel, dann dieser: „Das sagt mir mein gesunder Menschenverstand, dass …!“ Ich kann ihn einfach nicht mehr hören und muss mich immer dabei fremdschämen. Ich bin absolut ehrlich, wenn ich sage, dass ich diese hole Phrase selber noch nicht in meinem Mund genommen habe.

Vor ein paar Tagen gab es bei hr2 – Der Tag das Thema „BeScheuert – Tempolimit und Menschenverstand“. Über die Grundproblematik muss ich nicht diskutieren! Daher lasse ich das hier auch. Aber sie haben in der Redaktion mal den Begriff „Gesunder Menschenverstand“ siziert. – Und ganz ehrlich: Besser hätte ich es nie selber ausdrücken können!

Das Motto des Menschen war jahrhundertelang: ‚Vorne rein knien und hinten hilft der Liebe Gott.‘ Mann pflanzte sich, wenn man in dem Alter noch lebte, fort und fiel dann voller Gottvertrauen einer Typhus-Epedimie oder zufällig vorbei kommenden Landsknechten zum Opfer, bis Imanuel Kant diesen verückten Vorschlag machte.: „Habe Mut, dich deines Verstandes zu bedienen!“ – „Meines Was zu bedienen?“ antwortete der Mensch und ging in sich und fand dort ein fast unbenutztes Organ, mit dem man Dinge schnallen, Sachen kapieren, Zusammenhänge raffen, und sogar den einen oder anderen Begriff bilden konnte. Der Mensch war begeistert und wollte gleich damit loslegen. „Augenblick!“ rief Kant dazwichen. „Es gibt da noch eine Bedienungsanleitung. Ihr sollt nämlich selbst denken! An jeder Stelle jedes Anderen denken! Jederzeit mit sich selbst einstimmig denken!“ – „Häh!?“ machten die Menschen. „Nicht nachplappern was irgendwer sagt! Nicht denken, was euch nützt! Und nicht heute Das und morgen das Gegenteil denken!“ erklärte Kant, aber da hörte schon niemand mehr zu. Die Menschen urteilten und dachten hemmungslos was das Zeug hielt und nannten ihr neues Organ zärtlich ‚Gesunden Menschenverstand‘. – Den eigenen jedenfalls. Den von anderen nannten sie Eierkopf, Spatzenhirn oder einfach Quatsch. Der eindeutig mitschuldige René Descartes sah schnell ein, was Kant und er da angerichtet hatten. „Der Gesunde Verstand ist das, was in der Welt am besten verteilt ist. Denn jeder meint damit, so gut ausgestattet zu sein, dass selbst Leute, die sonst schwer zufrieden zu stellen sind, glauben, genau so viel Verstand zu haben, wie sie sich wünschen.“ Und das ist, wie wir heute wissen, einfach zu wenig. Die meisten Menschen haben deutlich mehr Glück als Verstand. Zum Beispiel, wenn der Verstand ausrechnet: „Ach, vor der Ausfahrt kann ich ‚grad noch überholen. Ich muss nur auf 220 beschleunigen.“ Und es sie dann glücklicherweise nicht gegen die Leitplanke bröselt. Aber so etwas nehmen die Menschen ihrem verstand nicht übel. Dafür sind sie einfach zu begeistert von ihm. Jedenfalls die Erwachsenen. Wenn ein Kind begründen will, warum es ein Eis haben muss, reicht im ein schlichtes „Will aber!“ Wenn der Erwachsene was unbedingt will, also kostenlosen Nahverkehr, Steuersenkungen, oder Diesel-Fahrverbote, dann hätte das immer für eine völlig logische Forderung des Verstandes, belegt von zehn Studien, die alle im Internet leicht zu finden sind, und wenn man nicht völlig vernagelt ist. Oder zufällig die Zehn findet, die das Gegenteil belegen. – Alle natürlich eine Beleidigung des Verstandes. Ja, er ist leicht beleidigt, der Verstand und seine Inhaber, denn wenn er wirklich was rafft, dann dieses: Die Emotionen, die Vorurteile und die Wünsche nehmen ihm im Ernstfall in Null Komman Nix die Begriffsbutter vom Erkenntnisbrot. Deswegen legt er großen Wert darauf, überall im Spiel zu sein – auch wo das offentlichtlich gar nicht der Fall ist. Anstatt ein gutes Buch zu lesen – von Arthur Schopenhauer zum Beispiel – der die große Stärke des Verstandes so beschreibt: „Wenn der Verstand in Tätigkeit gerät und seine einzige und alleinige Form das Gesetz der Kausalität in Anwendung bringt, geht eine mächtige Verwandlung vor, in der aus der subjektiven Empfindung die objektive Anschauung wird.“ Kausalität! Das kann er, der Verstand. – Also im Ministerium: „Wir brauchen kein Tempolimit, weil …“ – „… uns sonst Porsche und Mercedes aufs Dach steigen!“ Sagt der Verstand. Oder bei der Umwelthilfe: „Wir müssen dringend über das Tempolimit reden, weil …“ – „… uns das mit den Diesel-Fahrverboten irgendwie auf die Füße fällt!“ Ergänzt der Verstand. Gründe finden, damit sich die Menschen gut fühlen, wenn sie sich für etwas einsetzen. Wofür auch immer. Denn der Verstand ist nicht das Gewissen. Er funktioniert immer dann am besten, wenn er völlig amoralisch ist.

Und Erich Kästner über den Menschen noch:

Einst haben die Kerls‘ auf den Bäumen gehockt. Behaart und mit böser Visage. Dann hat man sie aus dem Urwald gelockt und die Welt asphaltiert und aufgestockt. – Bis zur dreisigsten Etage. Da saßen sie nun, den Flöhen entflohen, in zentral geheizten Räumen. Da sitzen sie nun, am Telefon und es herrscht noch genau der selbe Ton wie seinerzeit auf den Bäumen. Sie hören weit. Sie sehen fern. Sie sind mit dem Weltall in Fühlung, sie putzen die Zähne, sie atmen modern, die Erde ist ein gebildeter Stern. – Mit sehr viel Wasserspülung. Sie schießen die Briefschaften durch ein Rohr. Sie jagen und züchten Mikroben. Sie versehen die Natur mit allem Komfort. Sie fliegen steil in den Himmel empor und bleiben zwei Wochen oben. Was ihre Verdauung übrig lässt, das verarbeiten sie zu Watte. Sie spalten Atome, sie heilen Inzest und sie stellen durch Stil-Untersuchungen fest, dass Cäsar Plattfüße hatte. So haben sie mit dem Kopf und dem Mund den Fortschritt der Menschheit geschaffen. – Doch davon mal abgesehen und bei Lichte betrachtet, sind sie im Grund‘ noch immer die alten Affen.

Facebook – Soziales Netzwerk?

Was sind Soziale Netzwerke? – Zumindestens bei Netzwerken im Internet kann ich das nicht so genau sagen, was da ein Soziales Netzwerk ist oder nicht. Das liegt wohl wahrscheinlich daran, dass ich von Natur aus kein Mensch bin, der sofort jeden neuen Trend mitmacht. Sei es weil mir das Geld fehlt, oder ich oft einige Zeit benötige bis ich verstanden habe wozu etwas Neues da ist, beziehungsweise auch nicht sofort weiß wie das Neue funktioiniert. Oft liegt es aber schlicht einfach auch nur daran, dass ich während meiner Freizeit mich in Personenkreisen bewege, wo bestimmte Themen des Mainstreams auch nur sehr untergeordnete Rollen spielen. So sind bereits zahlreiche Plattformen des Internets wie Myspace, StudiVZ oder Werkenntwen an mir achtlos vorbei gezogen. Dennoch mache ich im Internet bei vielem – zum Teils auch unsinnigen – Quatsch mit. So besitze ich schließlich einen Twitter-Account, nutze die Plattform Letterboxd als Datenbank zum Dokumentieren bereits von mir gesehenen Filmen, oder die Plattform Discogs zum Verwalten meiner Musik-CD-Sammlung.
Vor vielen Jahren konnterte ein nun bereits ehemaliger Arbeitskollege von mir auf meine Aussage, dass „Twitter kein Soziales Netzwerk ist“, mit: „Twitter ist ein assoziales Netzwerk!“ – Stimmt, denn in gewisser Weise hatte er damit auch Recht gehabt. Denn letztendlich wird ein Kommunikationskanal nur zu dem was der überwiegende Teil der Nutzer bereits ausmacht, und mit der Zeit bildet sich für jedes Individium die eigene sogenannte Echokammer.

Nun ist es so, dass ich mich bei Facebook – dem nach wie vor derzeitg größtem „sozialen Netzwerk“ im Internet – immer noch nicht registriert und somit auch keinen Account erstellt habe. Da ich aber sehr gerne Podcasts höre, bekomme ich durch deren Gespräche über Bande mit, was bei Facebook so mit die vorherrschenden Themen sind, aber auch wie sich Facebook aus deren Sicht entwickelt hat. Denn obwohl ich nicht selber auf Facebook agiere, lebe ich bereits innerhalb einer Filterblase in diesem Facebook. Nämlich der, die es auch gleichzeitig schrecklich und abstoßend finden und es am liebsten für Verboten erklärt haben möchten.
In der Wrintheit-Podcastfolge WR901 finden Holgi und Alexandra aus meiner Sicht betrachtet die schönste Metapher zu Facebook, wie es sich als Außenstehenden darbietet.:

Facebook, das ist so, als wenn du in eine große Papiermülltonne kletterst und da so herum wühlst. Und ja! – Hin und wieder findest du etwas interessantes, wie zum Beispiel einen Brief von Tante Berta oder so. Aber das meiste was du da findest, sind Sachen die jeder normale Mensch wegwirft. Und wenn du wirklich die Motivation hast was interessantes zu lesen zu haben, dann gehst du um die Ecke und gehst in die öffentliche Bibliothek. Und da findest du auch gute Inhalte, ohne stundenlang im Müll herum wühlen zu müssen.

Im übrigen finde ich diese Aussage gleichzeitig als ein gutes Plädoyer sich in der örtlichen und öffentlichen Stadtbibliothek anzumelden.

Soziale Netzwerke – das sind für mich keine Kommunikationskanäle in einem Computernetzwerk, sondern das Knüpfen von Kontakten mit Menschen aus dem realen alltäglichen Umfeld wie: Die Arbeitsstelle mit den Arbeitskollegen. Die Familie. Die Ärzte, egal ob niedergelassen oder ein ganzes Krankenhaus mit Pflegern, Physiotherapeuten und Sozialdienst. Ämter und Behörden wie das Versorgungsamt. Die Kirchengemeinde oder ein Verein. Ein soziales Netz kann sogar das Büdchen um die Ecke sein.

Update 15.04.2019 01:50 Uhr

Als Nachtrag fiel mir noch folgende witzige Situation ein.:

Vor vielen Jahren habe ich die Unterhaltung von ein paar Arbeitskollegen mitverfolgt, wie diese sich darüber austauschten, ob sie sich bei den solzialen Netzwerken werkenntwen und Facebook registriert haben und wer aus der Belegschaft dort noch zu finden ist. Auf die Frage, ob ich den auch bei werkenntwenn, Facebook oder anderen Netzwerken sei, antwortete ich, dass ich lediglich Twitter nutze, und Twitter aber jetzt weniger ein „Soziales Netzwerk“ ist. Darauf bekam ich dann nur die Reaktion: „Stimmt, Twitter ist asozial!“ – Und wie das so ist: Überall steckt ein Körnchen Wahrheit.

Tatsächlich habe ich mich gut ein halbes Jahr nach der Unterhaltung zur Wiedererlangung eines sehr persönlichen Kontaktes bei werkenntwen registriert. Den Vorsatz die Löschung meines Profiles zu beauftragen, musste ich letztendlich nicht mehr umsetzen, da im Juni 2014 der Betrieb von werkenntwen offiziell eingestellt wurde.

Link: Mein Tweet darüber, dass Twitter ein asoziales Netzwerk sei

Automatische iCloud-Speicherung von Dokumenten verhindern

Wie sich heraus gestellt hat, speichern Programme mit iCloud-Anbindung auf dem Macintosh jedes noch ungesicherte Dokument ungefragt in diese hoch. Dies möchte man verhindern – gerade wenn man Dokumente soweit vertraulich behandeln möchte, dass sie selbst auf verschlüsselten Diensten von Dritten nichts zu suchen haben. Da es keine Möglichkeit in der GUI vom Mac OS X gibt dies zu verhindern, muss man folgenden Befehl auf der Kommandozeile absetzten.

defaults write NSGlobalDomain NSDocumentSaveNewDocumentsToCloud -bool false

Nach dem Beenden und erneutem Öffnen, speichern Programme mit iCloud-Unterstützung die neu angelegte Dokumente dann wieder lokal im Verzeichnis des jeweiligen Nutzers unter folgender Ordner-Struktur:

/Users/<Benutzername>/Library/Containers/<Ordnername_Applikation>/Data/Library/Autosave Information/

Möchte man hingegen das vorherige Verhalten mit der iCloud-Anbindung wieder zurück haben, reicht es den selben Befehl nur mit einem true am Ende aus zu führen.

Alternativ kann man sein Nutzungsverhalten in Bezug von Dokumentenverwaltung aber auch so einstellen, dass man auf die iCloud völlig verzichtet, oder nur einen selber gehosteten Dienst nutzt auf dem auch selbst administrativen Zugang hat.

Quelle des Tip bei Mac OS X Hints