Obwohl ich am dritten Tag schon mal ein paar Eindrücke geschildert habe, will ich versuchen, noch einmal ein paar Gedanken zum Nachgang vom Congress zu notieren und dabei ein wenig Kritik abgeben. Bevor sie mir wieder vollständig aus dem Hirn entschwinden.
Das an der einen Kasse am Vorabend des ersten Congress-Tages unter anderem an mir ein falsches Eintritt-Bändchen ausgehändigt wurde, nämlich eines für ein Tagesticket des 26. Dezember anstatt des Dauertickets, darauf braucht man sicherlich nicht noch einmal eingehen. So etwas darf einfach nicht passieren und war auch sicherlich nicht beabsichtigt.
Was mir an der Organisation des Vortrag-Programms als doch etwas störend aufgefallen ist, dass die Programmabläufe insgesamt alle im Gegensatz zu den Vorjahren um eine Stunde nach hinten versetzt wurden. Dass heißt: Das die Talks um 11:30 anstatt um 10:30 begannen, beziehungsweise entsprechend sie kurz vor zwei Uhr Nachts anstatt wie üblich kurz vor ein Uhr zu Ende waren. In Anbetracht dass das Publikum (darunter ein etwas stetig anwachsender Teil Öffentlichkeit an Interessierten Bürgern) und auch viele der Nerds, die schon seit vielen Jahren zum Congress fahren, auch älter werden und mit der Veranstaltung mit wachsen, sind diese Zeiten vom Tagesablauf her viel zu spät. Zumal es für Leute wie mich, die zur Übernachtung ein Hotel mit Frühstück gebucht haben, es sehr schwer ist, dieses tatsächlich auch in Anspruch zu nehmen, wenn man was von den sehr spät stattfindenden aber dennoch unterhaltsamen Podiumsspielen vor Ort noch mitbekommen möchte. Andere haben sicherlich das Problem, dass ihre Übernachtungsmöglichkeit etwas weiter entfernt ist, beziehungsweise die öffentlichen Verkehrsmittel zu so später Stunde auch nicht mehr so häufig verkehren.
Wenn bei einer angesetzten Dauer von zwei Stunden damit der Offizielle Teil um kurz vor ein Uhr zu Ende ist, reicht das wie in den letzten Jahren völlig aus.
Obwohl die Veranstaltung ausverkauft war und die Säle mit den Vorträgen zum Teil echt übel überfüllt waren, habe ich es dennoch geschafft mich in ein paar der Keynodes zu setzen und hatte auch das Glück, zum Teil einen offiziellen Sitzplatz zu ergattern. Manchmal ist es eben doch etwas anderes, wenn man vor Ort ist, anstatt das Geschehen nur über den Stream mitverfolgen zu können.
Aber meistens war man dann doch froh darüber, wenn man nicht in einem Saal stehen musste, sondern den Talk auch gemütlich sitzend aus dem Hackcenter mittels Videostream mit verfolgen konnte.
Neben den alljährlichen Klassikern, wie den CCC-Jahresrückblick, den Fnord-Jahresrückblick und den Security Nightmares gab es noch ein paar andere sehr unterhaltsame Keynodes, die ich mir dann doch live angeschaut habe.:
– „Leyen-Rhetorik“ von maha/Martin Hase
– „Die neokonservativen Thinktanks in der BRD“ von Volker Birk
Der Talk zu „Das Recht am eigenen Bild und das Ende der Street Photography“ von Axel Schmidt war weniger ein Vortrag mit Folien mit Stichpunkten, sondern vielmehr eine Dia-Show woran der Vortragende an selbst geschossenen Fotos seine Arbeit und deren Folgen als angestellter Fotograf bei der Nachrichtenagentur ddp erläuterte.
Bei dem Talk zu „ETSI-Vorratsdatenspeicherung 2009“ von Erich Möchel ging es um die Verquickungen von Geheimdiensten, Millitärs, Ermittlungsbehörden und Unternehmen innerhalb des ETSI-Gremiums, sowie deren Fnord, der bei deren Arbeiten entsteht. Der Redner arbeitet unter anderem für den österreichischen Rundfunk sehr investigativ und aufklärerisch. Seine Vortrag bestand lediglich auch nur aus zwei Slides. Der Rest seines Materials waren hauptsächlich in PDF gefasste Protokolle der ETSI zum internen Gebrauch.
Die bereits erwähnten Podiumspiele Chaos-Familien-Duell und das allseits beliebte Hacker Jeopardy rundeten die Tage wie immer sehr amüsant ab.
Grosse Erläuterungen zu weiteren Vorträgen wären meiner Ansicht nach unnötig, da es sich auf alle Fälle lohnt, die (Video-) Aufzeichnungen zu den Talks im Nachhinein anzuschauen.
Leider zickte am ersten Tag die Anbindung nach ausserhalb des Gebäudes zum Internet herum und funktionierte nur Teilweise bis hin zu gar nicht. Das machte das Mitverfolgen der Stream’s zu den Vorträgen zu keiner wirklichen Alternative, da die Truppe, die dass jedes Jahr organisiert, die Daten zuerst zu ihren Servern nach Ilmenau schickt und man von dort dann die entsprechenden URL’s bezieht. Aber man hat daraus gelernt und hat dann später auch lokale Stream-Adressen angeboten. Ich hoffe, man übernimmt dieses Ergebnis mit in die noch folgenden Kongresse.
Über die Hintergründe, was für Probleme zu den Ausfällen geführt hat, äussert sich Tim Pritlove in der letzten (am dritten Tag zum Teil vor Ort live aufgenommenen) Bitsundso-Sendung.
Eine der ersten Sachen, die auch ich wirklich so mitbekommen habe, war eine – wohl mittlere – NetApp-Machine, die dort als ftp-Server diente. Ein sehr imposantes aber auch entsprechend imposant-lautes und Abwärme produzierendes Gerät.
Aber auch der Server-Room zum mitbringen und unterstellen seiner eigenen Racks und PC’s ist wohl nicht im Sinne eines Rechenzentrum, da die entstehende Abwärme in dem Fensterlosen Raum nicht wirklich abgeleitet werden kann man in gefühlt über 40 Grad Celsius dort drinnen steht.
Es war aber, wie soll man es anders auch sagen, echt schön und wie immer auch sehr informativ. Und ich bin überglücklich dort gewesen zu sein. Deshalb freue ich mich auf den kommenden 27C3.