Von Datenträgern und mit Lochkarten betriebenen Waschmaschine

Nicht all zu selten kommt es in meiner Peer-Group zu einer Diskussion über alte Speichermedien. Dann kommt es auch schnell zu den Aussagen, wer mit welchen Medium seine Computerkarriere begonnen hat. Es fallen dann Sätze wie: „Mein erster PC besaß nur eine zwei Gigabyte große Festplatte.“ oder „Ich habe meine Daten auf eine Datasette einst speichern müssen.“ Je nach Alter und vielleicht dem Einstiegsalter hat also jeder etwas andere Erfahrungen.

Der erste PC, der bei uns zu Hause stand, hatte anno 1991 auch nur eine 50 Megabyte große Festplatte und besaß sowohl ein 3,5 als auch ein Diskettenlaufwerk für die etwas wabbeligeren 5,25 Zoll großen Disketten. Aber meine eigene Computerkarriere begann schliesslich schon vorher mit dem DDR-Heimcomputer KC 85/4 von Robotron. Da wir mit beginnenden Besitz des Gerätes allerdings keinen Radiorekorder hatten, mit dem die Programme auf eine Kompaktaudiokasette als Datasette gespeichert werden können, mussten als Dauerspeicher die netten alten 7 Zoll Tonbänder herhalten. Da die zugehörigen Tonbandgeräte üblicherweise im Hausgebrauch für den senkrechten Betrieb gebaut wurden, hatte dies ein bisschen den Charme von Rechenzentren der 1960er und ’70er Jahre, wo große Magnetbänder im professionellen EDV-Betrieb üblich waren.

Eine etwas andere Begegnung hatte ich dann während meiner Ausbildung. Im zweiten Lehrjahr absolvierte ich in einem Betrieb mein Praktikum, wo ich gelegentlich große Filtersäcke mit einer auch ziemlich großen Industriewaschmachine waschen musste. Aber in Gegensatz zu den üblichen Waschmaschinen, bei denen man das Waschprogramm mit Druckknöpfen und Drehwählern einstellte, musste man das bei dieser mit Lochkarten machen. Die Karten bestanden allerdings nicht wie aus der EDV bekannt, aus Karton oder Pappe, da diese natürlich in einer feuchten Umgebung relativ schnell durchgeweicht gewesen wären. Sondern bestanden aus einem etwas weichen und flexiblen Kunststoff, damit sie auch nicht so schnell durchbrechen konnten. Das ganze war circa im Jahre 2001/2002.

Update 04. April 2021, 22:44 Uhr:

In der WRINT-Folge WR1014 war der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk zu Gast und sprach mit Holger Klein über seine Jugend in der DDR anlässlich seines im August 2019 erschienen Buch „Die Übernahme: Wie Ostdeutschland Teil der Bundesrepublik wurden“ (ISBN 978-3-406-74020-6). Dabei erzählt er etwas beiläufig, dass in der DDR die Tonbänder nur unwesentliche teurer waren als die Audiokassetten, aber eine bessere Tonqualität besaßen.

Unsere Kinder

DEFA-Doku über die Jugend- und Protestkultur in der DDR von 1989.

Im Jahre 1986 machte sich der damalige DEFA-Dokumentarfilmer Roland Steiner auf den wahrhaftig steinigen Weg, mit der Doku “Unsere Kinder” Jugendliche in der DDR zu portraitieren, die sich jenen Jugendbewegungen zugehörig fühlten, die es offiziell nicht geben durfte: Neonazis, Skinheads, Anti-Skins, Punks und Grufties. Er trifft sich mit ihnen, fragt, lässt sie reden, hört zu, ohne zu verurteilen, zeigt ein Abbild. Er befragt Stefan Heym und lässt Christa Wolf mit jugendlichen Neonazis sprechen.

Er arbeitet drei Jahre an dem Film, zur Veröffentlichung kam ihm dann wohl der Fall der Mauer zu gute, denn ich kann mir keinesfalls vorstellen, dass diese Doku so in der DDR zu sehen gewesen wäre.

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