Überfischung der Weltmeere und dazu Musik von Sigur Rós

Im Frühjahr dieses Jahres bin durch eine Teilnehmerin der FreakShow auf den Geschichtspodcast „Zeitsprung“ mit den beiden österreichischen Historikern Richard Hemmer und Daniel Meßner aufmerksam gemacht worden. – In meinem letzten Blog-Artikel „Eisgenüsse meiner Kindheit“ habe ich bereits auf meinen Kommentar über das Eisangebot vor und nach der Deutschen Wiedervereinigung auf die Website von Zeitsprung verwiesen. – Nach dem Abonnieren lud mir iTunes ca 20 Folgen aus dem Jahr 2018 herunter, die ich binnen kürzester Zeit aus Neugier nacheinander weggehört habe. Von den knapp 20 Themen sind mir dann 2 mit großer Begeisterung hängen geblieben, weil ich davon zuvor noch nie etwas gehört hatte und sie sehr interessant waren.:

Zum einen wurde mit zwei Sendungen sehr viel über den jüdischen Friedhof Währing in Wien gesprochen. Eine kurze Sendung, wo sich lediglich Richard Hemmer und Daniel Meßner darüber unterhalten, und einen quasi Audio-Live-Mittschnitt bei einer Führung über diesen Friedhof. – Akustisch etwas schwierig, aber Absolut Hörenswert!
Das zweite Thema, welches mich fasziniert hat, ist die Geschichte über die sogenannten Kabeljaukriege. Die Geschichte beginnt in den späten 50er Jahren des 20. Jahrhunderts. Diese befindet sich in Island, und wie der Name schon sagt, dreht sich die Geschichte unter anderem auch um Kabeljau. Denn der ist ein begehrtes Gut, nicht nur bei den isländischen, sondern besonders auch bei den britischen Fischern. So sehr, dass sich im Jahr 1958 ein Konflikt entfaltet, der bis in die späten 1970er Jahre reichen sollte. Mehr will ich auch jetzt nicht vorwegnehmen. Informativ ist bestimmt der Wikipedia-Artikel, aber am unterhaltsamten ist mit Sicherheit das Gespräch von Richard Hemmer und Daniel Meßner über diesen Krieg.

Jetzt muss ich mal ein paar Wochen vom selben Jahr in den Juli vor springen, denn in diesem Monat habe ich mir die Musik-DVD „Heima“ der isländischen Band Sigur Rós über das Internet bestellt. – Wenn ich ehrlich bin, so habe ich mir diese DVD seit bestimmt 10 Jahren gewünscht, aber wegen der Verfügbarkeit eines bestimmten Liedes bei YouTube nicht den Arsch in der Hose gehabt, mich auch mit dem restlichen Inhalt der DVD auseinander zu setzen. – Schade also, dass ich diesen Schritt nicht schon eher getan habe.
Um es nun auf den Punkt zu bringen, geht es bei Heima darum, dass die Band Sigur Rós nach dem Ende der Welttournee im Jahr 2006 eine Abschlusstour durch ihr Heimatland Island absolvieren, wo sie ein gutes Dutzend Konzerte – allerdings ohne Ankündigung und völlig kostenlos – in Städten und Dörfern spielen. Auftritte – wie zum Beispiel in einem kleinen Gemeindeholzhaus bei Kaffee und Kuchen, dem vom Kleinkind bis zur Großmutter die gesamten Familien beiwohnen, oder an einem Stausee, dem für die Aluminiumproduktion ein Tal zur Stromgewinnung mit urtümlicher Natur unwiederbringlich geopfert wurde, ohne dass die Band dabei ihre Musikinstrumente elektrisch verstärkt haben.

Und nun schließt sich für mich der Kreis wieder ein wenig, wo Richard Hemmer und Daniel Meßner vom Zeitsprung-Podcast sich über die Kabeljaukriege unterheilten. Die Band spielte nämlich einen Auftritt in einer alten, verlassenen Fischfabrik in Djúpavík. Die Band berichtet, dass die Bucht Djúpavík bis auf 2 Einwohner völlig menschenleer und verlassen ist. Zwar wurde in Djúpavík kein Kabeljau verarbeitet, und die wirtschaftliche Hochphase für die Fabrik war bereits in den 1930er und 40er Jahren, bis bereits dann Anfang der 1950er Jahren die Fischgründe des Herings völlig versiegt waren, aber bereits dort war das Geschehen, was später auch mit dem Kabeljau passierte. Die Globalisierung durch den Kampf um die Ressource Fisch und die Überfischung der Weltmeere als Folge. Am Ende ist dann wieder der Niedergang eines Industriezweigs zu sehen. Und zwei Geschichten, die an einem sehr ernsten gesellschaftlichen Punkt aufeinandertreffen.

Links:
Die FreakShow
Blog-Artikel „Eisgenüsse meiner Kindheit“
Zeitsprung-Folge ZS136: Der Jüdische Friedhof Währing
Zeitsprung-Folge Extra: Die gesamte Führung durch den Jüdischen Friedhof Währing
Zeitsprung-Folge ZS149: Die Kabeljaukriege
Wikipedia: Kabeljaukriege
Wikipedia: Heima von Sigur Rós
Wikipedia: Gemeinde Djúpavík in Island

Die US-Armee wird zum Katastrophenhelfer der Pazifisten

Aufgrund technischer Gründe bin ich zwar ziemlich spät dran, da das 50-jährige Jubiläum des berühmten Woodstock-Festivals bereits am 15. bis 18. August dieses Jahres stattfand. Dennoch ist es dieses Jahr noch der 50. Jahrestag des Festivals. Die Sendung ‚Der Tag‘ vom hessischen Radio hat es sich also nicht nehmen lassen und es am geschichtsträchtigen Jahrestag einmal von möglichst vielen Seiten beleuchtet.

Sehr passend fand ich die Beschreibung auf Grund ungenügender Organisation der damaligen Veranstalter, weshalb die amerikanische Nationalgarde eingesetzt wurde, um die Festivalbesucher notdürftig zu versorgen.:

„… Woodstock: Die US-Armee wird zum Katastrophenhelfer der Pazifisten. …“

hr2 Der Tag vom 15. August 2019

Es stellt sich aber dennoch zum Jahrestag des Festivals die Frage, ob ‚Woodstock‘ wirklich politisch war und es doch Ideale gab. Oder ob es doch nur die Tendenz ist, es zu verklären und auch zu vereindeutigen zu einer Manifestation des politischen Protests. Moderatorin Karen Fuhrmann unterhält sich darüber mit dem hr-Musikjournalisten Klaus Walter.

K. Fuhrmann: … Aber es wollte schon so verstanden werden, zumindest von einigen Gruppierungen, wenn man sich das politische Umfeld anschaut. Es gab aggressive Rassisten, die Ermordung von Martin Luther King war im April 1968, der Mord an Robert Kennedy im Juni ’68, es war ein gespaltenes Land auch wegen des Vietnam-Krieges, und in dieser Stimmung im Land steht dann Jimi Hendrix am Montagmorgen, Ende des Festivals mit der Gitarre auf der Woodstock-Bühne. – Und er schreddert die amerikanische Nationalhymne, und das wurde schon als politisches Statement verstanden.

K. Walter: Ja, auf jeden Fall. Das konnte man eigentlich nicht anders verstehen. Wobei lustigerweise Hendrix selbst da ziemlich lapidar sich dazu geäußert hat, und den Ball flach gehalten hat. Er hat gesagt: „Na ja! Ich bin Amerikaner und dann habe ich die Hymne gespielt und ich habe sie in der Schule gesungen.“ Aber es ist natürlich nicht von der Hand zu weisen, dass das ein politisches Statement ist, wie er die da zerschreddert. Wie er auch die Geräusche der Hubschrauber – die übrigens während des Festivals und auch danach immer wieder über das Gelände geflogen sind, eigentlich aus logistischen Gründen und auch um Lebensmittel zu bringen, aber diese Hubschrauber haben natürlich bei vielen die Assoziationen an die einschlägigen Bilder aus Vietnam hervorgerufen. Und das hat Hendrix sozusagen mit seiner Gitarre noch mal gedoppelt. Also wenn das keine politische Aussage ist. Sein Biograph Charles Shaar Murray hat auch gesagt: „Das ist der größte künstlerische Beitrag zum Vietnam-Krieg. Es sei eine politische Rede ohne Worte.“

K. Fuhrmann: Also so wird Musik auch durch bestimmte politische Wolken, die über diesem Festival schweben, einfach interpretiert. Ob das dann immer so gemeint war oder nicht. …

Karen Fuhrmann und Klaus Walter, hr2 Der Tag vom 15. August 2019

Und dann war da noch Woodstock, der kleine, gelbe Vogel und bester Freund Snoopys der Peanuts, dessen Name an den Ort des Festivals angelehnt ist.

Links:
hr2 Der Tag: Drei Tage im Schlamm – Die Magie von Woodstock (15.08.2019)
Wikipedia: Woodstock-Festival
Wikipedia: Jim Hendrix
Wikipedia: Charles Shaar Murray
Wikipedia: Woodstock der Peanuts

Meine Klassenkaeraden langweiligten mich mit ihrem Musikgeschmack zum Verbotenen

Als ich etwa neun oder zehn Jahre alt und meine Schwester vierzehn – also etwa vier Jahre älter als ich – war, mussten wir uns ein Zimmer gemeinsam teilen. Zu der Zeit besaß sie breits einen Radio-Kassettenrekorder, und somit teilte ich irgendwann auch den Musikgeschmack mit ihr. Unter ihren Musikkassetten hatte sie sich von ihren Freunden auch die Musik der deutschen Band ‚Die Ärzte‘ für sich überspielt. Auf den Alben ‚Debil‘ und ‚Die Ärzte‘ aus den 1980er Jahren befindet sich jeweils ein Titel der nicht jugendfrei ist und somit von der damaligen Bundesprüfstelle für Jugendgefärdente Schriften indiziert wurde, was die Folge hatte, dass die Alben in Deutschland nicht mehr käuflich zu erwerben waren, beziehungsweise heute zumindestens nicht mehr an Jugendliche unter 18 Jahren verkauft werden dürfen. Zu der Zeit, als meine Schwester begann die Ärzte zu hören, war mir die Umstrittenheit der Lieder ‚Claudia‘ und ‚Geschwisterliebe‘ nicht bewusst, beziehungsweise der Inhalt der Lieder interressierte mich noch nicht einmal.

Als ich später selber im Alter von vierzehn Jahren war, begannen sich Mitschüler aus meiner Schulklasse für die Musik von Die Ärzte zu interressiern und entdeckten für sich auch die indizierten Songs der Band. Denn wie das so oft ist, ist der Reiz zu dem Verbotenen mitunder immer am größten. Mich ließen die verbotenen Songs der Band aus den 80er Jahren hingegen ziemlich kalt, da ich sie bereits seit vielen Jahren kannte und das Getue darum mir inzwischen zu kindisch war. Für mich ga es inzwischen viele andere Lieder der Band, die ich sowohl melodisch als auch vom textlichen Inhalt mehr mochte.

Vor etwa fünfzehn Jahre habe ich mir die Alben ‚Debil‘ und ‚Die Ärzte‘ mit den nicht jugendfreien Songs mir selber noch einmal als CD gekauft.
Bei vielen Liedern die die Band ab den 1990er veröffentlichte – zumindest die, welche sie auch als Single auskoppelten – fiel und fällt mir jedesmal von Neuem auf: ‚Genau so habe ich auch schom immer über das Thema gefühlt und gedacht, nur – wenn überhaupt – besser hätte ich es aber niemals selbst mal zum Ausdruck bringen können.‘

Heute dem 30. März 2019 wäre meine Schwester 41 Jahre alt geworden.

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Directors Label

The Work Of Director …
A series of DVDs devoted to notable music video directors.

Vor etwa 15 Jahren ist die siebenteilige Musik-DVD-Reihe „Directors Label“ erschienen. Diese ist aber nicht wie sonst üblicherweise nach Musiker, Interpret, Band oder Musik-Epoche sortiert, sondern nach den Film-Resigeuren und ihren Musik-Videos der Interpreten. Ich hatte mir damals sechs der sieben DVDs gekauft. Einzig die Videographie von Jonathan Glazer habe ich mir nicht gekauft gehabt, da sie neben der relative geringen Anzahl an Musik-Videos auch eine gleiche Anzahl von ihm produzierten Werbefilme besitzt. Unter den Musik-Videos gab es jetzt auch nicht das Video, welches ich unbedingt haben wollte, nur um die Sammlung der DVD-Reihe vollständig zu haben.
Der Musikjournalist und -moderator Markus Kavka hatte jetzt neulich auf dem Musiksender Deluxe Music in seiner kleinen Ecke ‚Kavka Deluxe‘ unter dem Motto Kopfbedeckungen das Musikvideo ‚Virtual Insanity‘ von Jamiroquai mit der Erklärung, wie der Clip gedreht wurde, anmoderiert. Aber irgendwie habe ich es nicht kapiert gehabt, wie der Kavka das erklärt hatte. Aber mir war hingegen sofort klar, als er eingangs sagte, dass er eine DVD besitzt, wo Jonathan Glazer den Aufnahmeprozess beschreibt, dass er die ‚Directors Label‘ -Reihe meint und dass es ausgerechnet die mir noch fehlende DVD ist, wo dieser Clip darauf enthalten ist.
Nun hatte ich mir eigentlich auch vorgenommen, dass ich mir privat kein Polycarbonat mehr zulegen möchte, welches nur Ballast für den Wohnraum und nicht existenziel ist. – Aber schließlich sind Vorsätze dazu da, dass sie gebrochen werden.

Update 20.04.2019 22:16 Uhr

Auch wenn ich kein Freund von Werbespots bin und den Kauf der Ausgabe mit Jonathan Glazer deswegen lange gescheut habe, möchte ich dennoch auf einen speziellen Werbefilm von Spike Jones hinweisen. Das Produkt – Apples Lautsprecher „HomePod“ – ist selbst zwar ziemliche Grütze, aber dafür ist der Werbefilm mit seinen vier Minuten ziemlich genial. Da es sich schließlich bei dem beworbene Produkt um ein Gerät zum Abspielen von Musik handelt, scheint es geradezu logisch den Kurzfilm mit einem Pop-Song zu untermalen, um daraus ein Musik-Video mit dem Titel „Welcome Home“ zu machen.

Link: Apple HomePod – Welcome Home (YouTube)

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Frohes Fest


Dieses Jahr beglücken Jan-Philipp S. und Malte F. das Internet nun zum 10. Mal mit ihren ganz persönlichen Jahresrückblick. Angefangen haben sie 2009 – das Jahr in dem der King of Pop verstorben ist – mit ihrer festlichen Neuinterpretation der Mutter aller Jacko-Lieder, dem „Man in the Mirror“.

Danke Ihr beide! Auf dass Ihr für die mindestens nächsten 10 Jahre meinen Weihnachtsfeiertagen den eigenen Höhepunkt schenkt.

Direktlink: YouTube-Channel zwergpisncher