Unser kurzes Leben

Wie rennt doch die Uhr ohne sich zu eilen,
mit solcher Sicherheit dass sie Jahre verschlingt.
Die Tage sind kleine vergängliche Trauben,
die Monate abgelöst von der Zeit verblassen.
Niemand vermochte das fliehender Wasser aufzuhalten,
man hielt es nicht mit Liebe, nicht mit Gedanken auf.
Weiter floss es, weiter zwischen Sonne und Menschen.

„Unser kurzes Leben“ – Brigitte Reimann

Am vergangenen Wochenende kam im Mitteldeutschen Rundfunk die DDR-Literaturverfilmung „Unser kurzes Leben“ nach dem gleichnamigen Roman von Brigitte Reimann. Eine schöne, unterhaltsame und angenehme Geschichte. Und aus diesem Film stammt dieses kleine Gedicht über die Zeit.

Links:
Film „Unser kurzes Leben“ (dt. Wikipedia)
Brigitte Reimann (dt. Wikipedia)

Plädyer zum Nichtstun

Vor ungefähr zehn Jahren habe ich im Radio bei ‚hr2 – Der Tag‘ zum ersten und bis neulich zum einzigen mal die ‚Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral‘ gehört. Aber obwohl sie mir richtig gut gefiel, hatte ich vergessen, wie sie hieß und von wem sie war. Doch glücklicherweise ist Alexandra Tobor im Rahmen ihres Podcasts ‚In trockenen Büchern‘ in der Ausgabe zu Faulheit auf dieses Werk eingegangen, welches doch nicht so alt ist, wie ich es vermutet hatte, und vom deutschen Schriftsteller Heinrich Böll stammt. Die Anekdote ist sehr kurz und es geht in ihr um ein Gespräch zwischen einem einfachen aber dennoch zufriedenen Fischer und einem Touristen.

Link zur ‚Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral‘

Die Alexandra geht noch auf die Philosophen, Zivilisationskritiker und Verweigerer der Geschäftigtheit Jean-Jacques Rousseau und Diogenes von Sinope ein. Besonderst gut hat mir die Haltung Diogenes gefallen. Es gibt von ihm keine schriftlich gesicherten Überlieferungen, sondern nur Anekdoten. Im wesentlichen ist er dafür bekannt gewesen, dass er in einer Tonne hauste und damit glücklich war. Und die wohl berühmteste Anekdote, die von ihm überliefert ist, ist, dass ausgerechnet Alexander der Große vor ihn getreten sein soll und die Worte sprach: „Fordere was Du wünschst!“ Und das Einzige, was Diogenes einfiel, ist: „Geh mir aus der Sonne!“

Zeiten der Erinnerungen

Am vergangenen Sonntag habe ich das spätsommerliche Wetter ausgenutzt und einen Spaziergang über den Frankfurter Südfriedhof gemacht. Jetzt gehört das Spazierengehen über Friedhöfe nicht zu meinen Hobbies, aber vor etwa 3 Wochen habe ich durch Zufall beiläufig in einem Artikel der Frankfurter Rundschau gelesen, dass ein ehemaliger Mitpatient eines Klinikaufenthaltes von mir, vor gut 3 Jahren – also im September 2015 – plötzlich verstorben ist. Als wir uns vor etwa 6 Jahren nur sehr flüchtig kennen gelernt hatten, war der Klinikaufenthalt für uns beide sehr unangenehm, aber wir haben jeder für sich aus der eigenen Situation das Beste genacht. Wir hatten nicht viel minteinander geredet, kamen aber dennoch gut miteinander aus. Bei mir hat er vor allem durch seine Einstellung und Haltung gegenüber der Erkrankung und damit seiner damals derzeitigen Situation einen starken Eindruck hinterlassen. Denn obwohl er nicht in der Lage war aufrecht zu sitzen, ja geschweige denn sogar das Krankenbett zu verlassen, hatte er völlich souverän und mit einer klaren Zielvorstellung für die Zeit nach seiner ohnehin damals in einem knappen Jahr anstehenden Pensionierung telefonisch über seine Sekretärin Aufgaben an jüngere Kollegen in die Wege geleitet. Aus ihn heraus hat wirklich eine gewisse Leidenschaft für seine Arbeit gesprochen. Der Beruf war wirklich seit jungen Jahren Berufung.
Aber warum erzähle ich das Alles überhaupt? Denn egal wie die gesundheitliche Situation bei jedem von uns beiden damals vor 6 Jahren war, egal wie hoch der Arbeitsstress bei dem Pflegepersonal war – es war für mich eine sehr lebendige Zeit. Und noch viel wichtiger: Es gab Perspektiven. Die Zeit des gemeinsem KLinikaufenthaltes war für mich sogar eine so schöne Zeit, dass ich mich in sie am liebsten zurück befördern würde, wenn dies möglich währe.

Viele Erlebnisse sind schön. Viele Ereignisse waren und sind nicht schön, unangenehm, oder schlicht nicht einfach. „Weist Du noch damals …“, „Ach was haben wir gelitten.“

Am Ende sind sowohl die positiven als auch die negativen Erlebnisse nur noch Erinnerungen. Alle Lebensstationen fühlen sich an wie kurze Augenblicke. – Wenn gleich auch bei vielen Menschen gewisse Erlebnisse sehr stark als Trauma im Kopf haften bleiben. Alt sein bedeutet, dass man diese mit jemanden teilen kann und sie sind dazu da, um mit ihnen die körperlichen Schmerzen und den Verfall durch gemeinsames Lachen erträglicher zu machen.

[Musik: Aphex Twin – Rhubarb/Selected Ambient Works, Vol. 2]

Twitter ist bei mir am Sterben

Vor genau 10 Jahren – also Anfang September 2008 – habe ich mir bei dem Mikroblogging-Dienst Twitter einen Account erstellt. Zu diesem Zeitpunkt existierte der Dienst schon bereits seit zwei Jahren. Also habe ich am 9. September 2008 meinen ersten Tweet abgesetzt. Damals mit der Intention, mein Blog nicht mit ganz so vielen wirren Gedanken voll zu stopfen. Twitter war außerdem der ausschlaggebende Grund, warum ich mir 2010 mein erstes Smartphone gekauft habe. Ich wollte die zeitlichen Lücken der Langeweile zwischen meinen Aktivitäten am Tag auf amüsante oder interessante Weise ausfüllen, in dem ich den chronologischen Verlauf meiner Twitter-Timeline permanent verfolge.

Im November 2017 hat der Dienst dann seine Limitierung von 140 auf 280 Zeichen angehoben. Das hat dazu geführt, dass für mich Tweets, die deutlich länger als 140 Zeichen sind, plötzlich viel anstrengender zu lesen sind. Ein Tweet mit maximal 140 Zeichen war für mich wie eine Schlagzeile oder ein Aufmacher einer Zeitung und auf einen längeren Text wurde entweder verlinkt oder in mehrere Tweets mit einer Art Nummerierung aufgesplittet. Bei Tweets die (fast) 280 Zeichen lang sind, habe ich stattdessen das Gefühl, dass die wesentliche Kernaussage nur aus einem etwas längeren Vorspann (auch als Lead-Stil bei journalisitischen Texten bekannt) zu entnehmen ist, als bei einer kurzen Zeitungsschlagzeile.

Seit ich aber nun seit Anfang Januar dieses Jahres bis in das Frühjahr hinein meinen Twitterclient nicht ein einziges Mal geöffnet habe, habe ich nun auch das Gefühl, dass ich nichts mehr verpasse, wenn ich nicht mehr regelmäßig in diesen Dienst hinein schaue. Als nun vor einigen Wochen Twitter selbst die Unterstützung seiner eigenen API für 3rd-Party-Clients abgesägt hat, ist die Timeline nicht mehr wirklich chronologisch. Somit ist Twitter für mich auch weitestgehend kaputt gegangen.
Momentan handhabe ich das wie viele andere Nutzer von Anfang an, so, dass ich auch nur Twitter öffne, um Tweets lediglich zu versenden und gegebenfalls auf Reaktionen dieser antworte. Dadurch habe ich nun das Gefühl, dass ich wesentlich entspannter lebe und ich nicht permanent etwas verpasse.

Kobo Hacking Teil 1 – Telnetzugang

Durch eine Ausverkaufaktion bin ich und meine Peergroup recht günstig an Geräte der Mini Touch Serie des Kobo gekommen. Hintergrund ist, dass die Kobo’s recht gut hackbar sind. Und so habe ich auch mal daran gemacht, meinen Nerd-Usebility zu machen.

Es schadet nicht, erst einmal ein Image als Backup der verbauten Micro-SD-Karte zu erstellen. Danach braucht der Kobo eigentlich nicht noch mal aufgeschraubt werden. Er besitzt aber neben dem Micro-SD-Kartenslot noch eine Serielle Konsole, mit der man sich an ihm austoben kann.

Um sich jetzt einen Remote-Zugriff auf dem Kobo zu ermöglichen, reicht es, einfach ihn via USB mit den Rechner zu verbinden und folgendes KoboRoot.tgz-Archiv in den Ordner .kobo auf der „öffentlichen“ FAT32-Partion hinein zu kopieren. Dann den Kobo vom Computer trennen und ihn durch ein- und ausschalten neu booten lassen. Danach sollte es möglich sein, sich auf ihm mit Telnet zu verbinden zu lassen.

Normalerweise steht das WLAN im kobo unter kontrolle der Userspache-Applikation (nickel). Erfreulicherweise ist dies aber einfach zu umgehen:

/etc/wpa_supplicant_wpa_supplicant.conf vorbereiten (z.B. via wpa_passphrase ssid passwd )

network={
        ssid="donotuse"
        psk="wahnsinnigsicher"
}

In /etc/init.d/rcS folgende Änderungen vornehmen: Kernelmodul laden, ifup, dhcp und so weiter:

insmod /drivers/ntx508/wifi/sdio_wifi_pwr.ko
insmod /drivers/ntx508/wifi/dhd.ko
sleep 2
ifconfig eth0 up
wlarm_le -i eth0 up
wpa_supplicant -s -i eth0 -c /etc/wpa_supplicant/wpa_supplicant.conf -C /var/run/wpa_supplicant -B
sleep 2

udhcpc -S -i eth0 -s /etc/udhcpc.d/default.script -t15 -T10 -A3 -f -q

Da jetzt eigentlich kein grund mehr für die Userspace app besteht kann diese auch deaktiviert werden:

#/usr/local/Kobo/hindenburg &
#/usr/local/Kobo/nickel -qws -skipFontLoad &