Meine Klassenkaeraden langweiligten mich mit ihrem Musikgeschmack zum Verbotenen

Als ich etwa neun oder zehn Jahre alt und meine Schwester vierzehn – also etwa vier Jahre älter als ich – war, mussten wir uns ein Zimmer gemeinsam teilen. Zu der Zeit besaß sie breits einen Radio-Kassettenrekorder, und somit teilte ich irgendwann auch den Musikgeschmack mit ihr. Unter ihren Musikkassetten hatte sie sich von ihren Freunden auch die Musik der deutschen Band ‚Die Ärzte‘ für sich überspielt. Auf den Alben ‚Debil‘ und ‚Die Ärzte‘ aus den 1980er Jahren befindet sich jeweils ein Titel der nicht jugendfrei ist und somit von der damaligen Bundesprüfstelle für Jugendgefärdente Schriften indiziert wurde, was die Folge hatte, dass die Alben in Deutschland nicht mehr käuflich zu erwerben waren, beziehungsweise heute zumindestens nicht mehr an Jugendliche unter 18 Jahren verkauft werden dürfen. Zu der Zeit, als meine Schwester begann die Ärzte zu hören, war mir die Umstrittenheit der Lieder ‚Claudia‘ und ‚Geschwisterliebe‘ nicht bewusst, beziehungsweise der Inhalt der Lieder interressierte mich noch nicht einmal.

Als ich später selber im Alter von vierzehn Jahren war, begannen sich Mitschüler aus meiner Schulklasse für die Musik von Die Ärzte zu interressiern und entdeckten für sich auch die indizierten Songs der Band. Denn wie das so oft ist, ist der Reiz zu dem Verbotenen mitunder immer am größten. Mich ließen die verbotenen Songs der Band aus den 80er Jahren hingegen ziemlich kalt, da ich sie bereits seit vielen Jahren kannte und das Getue darum mir inzwischen zu kindisch war. Für mich ga es inzwischen viele andere Lieder der Band, die ich sowohl melodisch als auch vom textlichen Inhalt mehr mochte.

Vor etwa fünfzehn Jahre habe ich mir die Alben ‚Debil‘ und ‚Die Ärzte‘ mit den nicht jugendfreien Songs mir selber noch einmal als CD gekauft.
Bei vielen Liedern die die Band ab den 1990er veröffentlichte – zumindest die, welche sie auch als Single auskoppelten – fiel und fällt mir jedesmal von Neuem auf: ‚Genau so habe ich auch schom immer über das Thema gefühlt und gedacht, nur – wenn überhaupt – besser hätte ich es aber niemals selbst mal zum Ausdruck bringen können.‘

Heute dem 30. März 2019 wäre meine Schwester 41 Jahre alt geworden.

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Gesunder Menschenverstand

Wenn es einen Satz gibt, bei dem ich gefühlt die letzten fünfzehn Jahre immer mit den Augen rollen musste, wenn er fiel, dann dieser: „Das sagt mir mein gesunder Menschenverstand, dass …!“ Ich kann ihn einfach nicht mehr hören und muss mich immer dabei fremdschämen. Ich bin absolut ehrlich, wenn ich sage, dass ich diese hole Phrase selber noch nicht in meinem Mund genommen habe.

Vor ein paar Tagen gab es bei hr2 – Der Tag das Thema „BeScheuert – Tempolimit und Menschenverstand“. Über die Grundproblematik muss ich nicht diskutieren! Daher lasse ich das hier auch. Aber sie haben in der Redaktion mal den Begriff „Gesunder Menschenverstand“ siziert. – Und ganz ehrlich: Besser hätte ich es nie selber ausdrücken können!

Das Motto des Menschen war jahrhundertelang: ‚Vorne rein knien und hinten hilft der Liebe Gott.‘ Mann pflanzte sich, wenn man in dem Alter noch lebte, fort und fiel dann voller Gottvertrauen einer Typhus-Epedimie oder zufällig vorbei kommenden Landsknechten zum Opfer, bis Imanuel Kant diesen verückten Vorschlag machte.: „Habe Mut, dich deines Verstandes zu bedienen!“ – „Meines Was zu bedienen?“ antwortete der Mensch und ging in sich und fand dort ein fast unbenutztes Organ, mit dem man Dinge schnallen, Sachen kapieren, Zusammenhänge raffen, und sogar den einen oder anderen Begriff bilden konnte. Der Mensch war begeistert und wollte gleich damit loslegen. „Augenblick!“ rief Kant dazwichen. „Es gibt da noch eine Bedienungsanleitung. Ihr sollt nämlich selbst denken! An jeder Stelle jedes Anderen denken! Jederzeit mit sich selbst einstimmig denken!“ – „Häh!?“ machten die Menschen. „Nicht nachplappern was irgendwer sagt! Nicht denken, was euch nützt! Und nicht heute Das und morgen das Gegenteil denken!“ erklärte Kant, aber da hörte schon niemand mehr zu. Die Menschen urteilten und dachten hemmungslos was das Zeug hielt und nannten ihr neues Organ zärtlich ‚Gesunden Menschenverstand‘. – Den eigenen jedenfalls. Den von anderen nannten sie Eierkopf, Spatzenhirn oder einfach Quatsch. Der eindeutig mitschuldige René Descartes sah schnell ein, was Kant und er da angerichtet hatten. „Der Gesunde Verstand ist das, was in der Welt am besten verteilt ist. Denn jeder meint damit, so gut ausgestattet zu sein, dass selbst Leute, die sonst schwer zufrieden zu stellen sind, glauben, genau so viel Verstand zu haben, wie sie sich wünschen.“ Und das ist, wie wir heute wissen, einfach zu wenig. Die meisten Menschen haben deutlich mehr Glück als Verstand. Zum Beispiel, wenn der Verstand ausrechnet: „Ach, vor der Ausfahrt kann ich ‚grad noch überholen. Ich muss nur auf 220 beschleunigen.“ Und es sie dann glücklicherweise nicht gegen die Leitplanke bröselt. Aber so etwas nehmen die Menschen ihrem verstand nicht übel. Dafür sind sie einfach zu begeistert von ihm. Jedenfalls die Erwachsenen. Wenn ein Kind begründen will, warum es ein Eis haben muss, reicht im ein schlichtes „Will aber!“ Wenn der Erwachsene was unbedingt will, also kostenlosen Nahverkehr, Steuersenkungen, oder Diesel-Fahrverbote, dann hätte das immer für eine völlig logische Forderung des Verstandes, belegt von zehn Studien, die alle im Internet leicht zu finden sind, und wenn man nicht völlig vernagelt ist. Oder zufällig die Zehn findet, die das Gegenteil belegen. – Alle natürlich eine Beleidigung des Verstandes. Ja, er ist leicht beleidigt, der Verstand und seine Inhaber, denn wenn er wirklich was rafft, dann dieses: Die Emotionen, die Vorurteile und die Wünsche nehmen ihm im Ernstfall in Null Komman Nix die Begriffsbutter vom Erkenntnisbrot. Deswegen legt er großen Wert darauf, überall im Spiel zu sein – auch wo das offentlichtlich gar nicht der Fall ist. Anstatt ein gutes Buch zu lesen – von Arthur Schopenhauer zum Beispiel – der die große Stärke des Verstandes so beschreibt: „Wenn der Verstand in Tätigkeit gerät und seine einzige und alleinige Form das Gesetz der Kausalität in Anwendung bringt, geht eine mächtige Verwandlung vor, in der aus der subjektiven Empfindung die objektive Anschauung wird.“ Kausalität! Das kann er, der Verstand. – Also im Ministerium: „Wir brauchen kein Tempolimit, weil …“ – „… uns sonst Porsche und Mercedes aufs Dach steigen!“ Sagt der Verstand. Oder bei der Umwelthilfe: „Wir müssen dringend über das Tempolimit reden, weil …“ – „… uns das mit den Diesel-Fahrverboten irgendwie auf die Füße fällt!“ Ergänzt der Verstand. Gründe finden, damit sich die Menschen gut fühlen, wenn sie sich für etwas einsetzen. Wofür auch immer. Denn der Verstand ist nicht das Gewissen. Er funktioniert immer dann am besten, wenn er völlig amoralisch ist.

Und Erich Kästner über den Menschen noch:

Einst haben die Kerls‘ auf den Bäumen gehockt. Behaart und mit böser Visage. Dann hat man sie aus dem Urwald gelockt und die Welt asphaltiert und aufgestockt. – Bis zur dreisigsten Etage. Da saßen sie nun, den Flöhen entflohen, in zentral geheizten Räumen. Da sitzen sie nun, am Telefon und es herrscht noch genau der selbe Ton wie seinerzeit auf den Bäumen. Sie hören weit. Sie sehen fern. Sie sind mit dem Weltall in Fühlung, sie putzen die Zähne, sie atmen modern, die Erde ist ein gebildeter Stern. – Mit sehr viel Wasserspülung. Sie schießen die Briefschaften durch ein Rohr. Sie jagen und züchten Mikroben. Sie versehen die Natur mit allem Komfort. Sie fliegen steil in den Himmel empor und bleiben zwei Wochen oben. Was ihre Verdauung übrig lässt, das verarbeiten sie zu Watte. Sie spalten Atome, sie heilen Inzest und sie stellen durch Stil-Untersuchungen fest, dass Cäsar Plattfüße hatte. So haben sie mit dem Kopf und dem Mund den Fortschritt der Menschheit geschaffen. – Doch davon mal abgesehen und bei Lichte betrachtet, sind sie im Grund‘ noch immer die alten Affen.

Facebook – Soziales Netzwerk?

Was sind Soziale Netzwerke? – Zumindestens bei Netzwerken im Internet kann ich das nicht so genau sagen, was da ein Soziales Netzwerk ist oder nicht. Das liegt wohl wahrscheinlich daran, dass ich von Natur aus kein Mensch bin, der sofort jeden neuen Trend mitmacht. Sei es weil mir das Geld fehlt, oder ich oft einige Zeit benötige bis ich verstanden habe wozu etwas Neues da ist, beziehungsweise auch nicht sofort weiß wie das Neue funktioiniert. Oft liegt es aber schlicht einfach auch nur daran, dass ich während meiner Freizeit mich in Personenkreisen bewege, wo bestimmte Themen des Mainstreams auch nur sehr untergeordnete Rollen spielen. So sind bereits zahlreiche Plattformen des Internets wie Myspace, StudiVZ oder Werkenntwen an mir achtlos vorbei gezogen. Dennoch mache ich im Internet bei vielem – zum Teils auch unsinnigen – Quatsch mit. So besitze ich schließlich einen Twitter-Account, nutze die Plattform Letterboxd als Datenbank zum Dokumentieren bereits von mir gesehenen Filmen, oder die Plattform Discogs zum Verwalten meiner Musik-CD-Sammlung.
Vor vielen Jahren konnterte ein nun bereits ehemaliger Arbeitskollege von mir auf meine Aussage, dass „Twitter kein Soziales Netzwerk ist“, mit: „Twitter ist ein assoziales Netzwerk!“ – Stimmt, denn in gewisser Weise hatte er damit auch Recht gehabt. Denn letztendlich wird ein Kommunikationskanal nur zu dem was der überwiegende Teil der Nutzer bereits ausmacht, und mit der Zeit bildet sich für jedes Individium die eigene sogenannte Echokammer.

Nun ist es so, dass ich mich bei Facebook – dem nach wie vor derzeitg größtem „sozialen Netzwerk“ im Internet – immer noch nicht registriert und somit auch keinen Account erstellt habe. Da ich aber sehr gerne Podcasts höre, bekomme ich durch deren Gespräche über Bande mit, was bei Facebook so mit die vorherrschenden Themen sind, aber auch wie sich Facebook aus deren Sicht entwickelt hat. Denn obwohl ich nicht selber auf Facebook agiere, lebe ich bereits innerhalb einer Filterblase in diesem Facebook. Nämlich der, die es auch gleichzeitig schrecklich und abstoßend finden und es am liebsten für Verboten erklärt haben möchten.
In der Wrintheit-Podcastfolge WR901 finden Holgi und Alexandra aus meiner Sicht betrachtet die schönste Metapher zu Facebook, wie es sich als Außenstehenden darbietet.:

Facebook, das ist so, als wenn du in eine große Papiermülltonne kletterst und da so herum wühlst. Und ja! – Hin und wieder findest du etwas interessantes, wie zum Beispiel einen Brief von Tante Berta oder so. Aber das meiste was du da findest, sind Sachen die jeder normale Mensch wegwirft. Und wenn du wirklich die Motivation hast was interessantes zu lesen zu haben, dann gehst du um die Ecke und gehst in die öffentliche Bibliothek. Und da findest du auch gute Inhalte, ohne stundenlang im Müll herum wühlen zu müssen.

Im übrigen finde ich diese Aussage gleichzeitig als ein gutes Plädoyer sich in der örtlichen und öffentlichen Stadtbibliothek anzumelden.

Soziale Netzwerke – das sind für mich keine Kommunikationskanäle in einem Computernetzwerk, sondern das Knüpfen von Kontakten mit Menschen aus dem realen alltäglichen Umfeld wie: Die Arbeitsstelle mit den Arbeitskollegen. Die Familie. Die Ärzte, egal ob niedergelassen oder ein ganzes Krankenhaus mit Pflegern, Physiotherapeuten und Sozialdienst. Ämter und Behörden wie das Versorgungsamt. Die Kirchengemeinde oder ein Verein. Ein soziales Netz kann sogar das Büdchen um die Ecke sein.

Update 15.04.2019 01:50 Uhr

Als Nachtrag fiel mir noch folgende witzige Situation ein.:

Vor vielen Jahren habe ich die Unterhaltung von ein paar Arbeitskollegen mitverfolgt, wie diese sich darüber austauschten, ob sie sich bei den solzialen Netzwerken werkenntwen und Facebook registriert haben und wer aus der Belegschaft dort noch zu finden ist. Auf die Frage, ob ich den auch bei werkenntwenn, Facebook oder anderen Netzwerken sei, antwortete ich, dass ich lediglich Twitter nutze, und Twitter aber jetzt weniger ein „Soziales Netzwerk“ ist. Darauf bekam ich dann nur die Reaktion: „Stimmt, Twitter ist asozial!“ – Und wie das so ist: Überall steckt ein Körnchen Wahrheit.

Tatsächlich habe ich mich gut ein halbes Jahr nach der Unterhaltung zur Wiedererlangung eines sehr persönlichen Kontaktes bei werkenntwen registriert. Den Vorsatz die Löschung meines Profiles zu beauftragen, musste ich letztendlich nicht mehr umsetzen, da im Juni 2014 der Betrieb von werkenntwen offiziell eingestellt wurde.

Link: Mein Tweet darüber, dass Twitter ein asoziales Netzwerk sei

Directors Label

The Work Of Director …
A series of DVDs devoted to notable music video directors.

Vor etwa 15 Jahren ist die siebenteilige Musik-DVD-Reihe „Directors Label“ erschienen. Diese ist aber nicht wie sonst üblicherweise nach Musiker, Interpret, Band oder Musik-Epoche sortiert, sondern nach den Film-Resigeuren und ihren Musik-Videos der Interpreten. Ich hatte mir damals sechs der sieben DVDs gekauft. Einzig die Videographie von Jonathan Glazer habe ich mir nicht gekauft gehabt, da sie neben der relative geringen Anzahl an Musik-Videos auch eine gleiche Anzahl von ihm produzierten Werbefilme besitzt. Unter den Musik-Videos gab es jetzt auch nicht das Video, welches ich unbedingt haben wollte, nur um die Sammlung der DVD-Reihe vollständig zu haben.
Der Musikjournalist und -moderator Markus Kavka hatte jetzt neulich auf dem Musiksender Deluxe Music in seiner kleinen Ecke ‚Kavka Deluxe‘ unter dem Motto Kopfbedeckungen das Musikvideo ‚Virtual Insanity‘ von Jamiroquai mit der Erklärung, wie der Clip gedreht wurde, anmoderiert. Aber irgendwie habe ich es nicht kapiert gehabt, wie der Kavka das erklärt hatte. Aber mir war hingegen sofort klar, als er eingangs sagte, dass er eine DVD besitzt, wo Jonathan Glazer den Aufnahmeprozess beschreibt, dass er die ‚Directors Label‘ -Reihe meint und dass es ausgerechnet die mir noch fehlende DVD ist, wo dieser Clip darauf enthalten ist.
Nun hatte ich mir eigentlich auch vorgenommen, dass ich mir privat kein Polycarbonat mehr zulegen möchte, welches nur Ballast für den Wohnraum und nicht existenziel ist. – Aber schließlich sind Vorsätze dazu da, dass sie gebrochen werden.

Update 20.04.2019 22:16 Uhr

Auch wenn ich kein Freund von Werbespots bin und den Kauf der Ausgabe mit Jonathan Glazer deswegen lange gescheut habe, möchte ich dennoch auf einen speziellen Werbefilm von Spike Jones hinweisen. Das Produkt – Apples Lautsprecher „HomePod“ – ist selbst zwar ziemliche Grütze, aber dafür ist der Werbefilm mit seinen vier Minuten ziemlich genial. Da es sich schließlich bei dem beworbene Produkt um ein Gerät zum Abspielen von Musik handelt, scheint es geradezu logisch den Kurzfilm mit einem Pop-Song zu untermalen, um daraus ein Musik-Video mit dem Titel „Welcome Home“ zu machen.

Link: Apple HomePod – Welcome Home (YouTube)

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Frohes Fest


Dieses Jahr beglücken Jan-Philipp S. und Malte F. das Internet nun zum 10. Mal mit ihren ganz persönlichen Jahresrückblick. Angefangen haben sie 2009 – das Jahr in dem der King of Pop verstorben ist – mit ihrer festlichen Neuinterpretation der Mutter aller Jacko-Lieder, dem „Man in the Mirror“.

Danke Ihr beide! Auf dass Ihr für die mindestens nächsten 10 Jahre meinen Weihnachtsfeiertagen den eigenen Höhepunkt schenkt.

Direktlink: YouTube-Channel zwergpisncher