Herausragende Musikalben – „Willkommen im Club“ von MiA

Veröffentlichung: 2008

Willkommen im Club ist das vierte Album der 1997 in Berlin gegründeten, deutschen Elektro-Pop-Band MiA und erschien am 05. September 2008. Willkommen im Club sollte im Gegensatz zu seinen Vorgängern wieder tanzbarer klingen und es kamen wieder verstärkt elektronische Elemente zum Einsatz. „Es ist schnörkelloser, aber es ist trotzdem detailverliebt.“ Inhaltlich dreht es sich um Neugier und Aufgeschlossenheit (Kapitän), um Fehlbarkeit, es dreht sich um Macken, die einem selber nerven, es dreht sich eben um die Dinge, die wir nicht unter Kontrolle haben. Es ist der Versuch diese Dinge wagemutig zu kombinieren, mit Zuversicht, mit Humor, mit Perfektion (Mausen). Es dreht sich auch um Missverständnisse (Magisch). Es zeigt aber auch, wie weit man manchmal von zu Hause weg fahren muss, um zu fühlen, wo zu Hause wirklich ist (Glücksstern). Und dann zum Ende flüstert die Sängerin Mieze und ihre Stimme schmiegt sich auf das ruhige, rauschende Soundbett (Aussicht). Diese Aussicht hat was für sich.

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Herausragende Musikalben – „Vormann Leiss“ von Turbostaat

Veröffentlichung: 2007

Vormann Leiss ist das dritte Album der 1999 in Husum gegründeten, deutschen Punkrockband Turbostaat. Das Album wurde nach dem gleichnamigen Rettungsschiff der ‚Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger‘ (DGzRS) Vormann Leiss benannt, welches viele Jahre in Husum stationiert war.

Zuerst meißelt Sänger Jan Windmeier seine Stimme 43 Sekunden lang in den Kopf des Zuhörers. Das erste Lied „Harm Rochel“ ist ein kurzer, knackiger, sowie ein ungewöhnlicher Einstieg in das Album. Vormann Leiss bietet Popappeal, intelligent-vertrackte Texte und zeugt dabei von einer Perfektion in Sachen Sound und Technik. Und auch die Titel wie Haubentaucherwelpen, Schalenka Hase oder Ja, roducheln!!! sind gewöhnungsbedürftig. Die flockig-lockeren Stücke sind stets Untermalung für Jans in Lyrik gefasste Alltagsbeobachtungen.
Ich musste da schon mehrmals hinhören, um alle Bilder erfassen zu können. Dadurch erhielt sich das Album auch nach vielen Durchgängen noch eine erfreuliche Frische.

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Herausragende Musikalben – „Château Schrottgrenze“ von Schrottgrenze

Veröffentlichung: 2006

Schrottgrenze wurden 1994 von Alex Tsitsigias und Timo Sauer gegründet. In den 1990er Jahren spielte die Band deutschsprachigen Pop-Punk. Mit dem Jahrtausendwechsel vollzog Schrottgrenze einen Stilwechsel zu mehr wavigem Indie-Rock und Post-Punk.
Im Jahr 2006 produzierten Schrottgrenze das Album Château Schrottgrenze, bei dem sie sich fast gänzlich dem punkigen Sound der Vergangenheit entbehrten. Die Gruppe zeigte stattdessen die Vorliebe für wavige und melancholische Songs. Bei ihrem zweiten Besuch bei Sarah Kuttner – die Show stellten Schrottgrenze die Single Fotolabor aus dem Album vor.

Diesen zweiten Auftritt bei der Sarah Kuttner Show habe auch ich gesehen. – Und ich musste mir eingestehen, dass der wavige, melancholische Sound von Château Schrottgrenze mir auf Anhieb sehr gut gefiel. Allerdings habe ich mir die CD erst zwei Jahre später gekauft und hatte dabei nicht mehr die Möglichkeit, die Edition mit einer Bonus-Track-CD zu erwerben.

Schrottgrenze – Fotolabor (YouTube-Direktlink)

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Herausragende Musikalben – „The Understanding“ von Röyksopp

Veröffentlichung: 2005

The Understanding ist das zweite Studioalbum des norwegischen Elektronik-Duos Röyksopp. Elektro-Pop von etwas durchschnittlich, über Bombast (Alpha Male), bis hin zu episch (What Else Is There?).
Nicht zuletzt wurde das Album deswegen so bekannt, weil ein Teil der Songs für Werbespots und als Soundtrack lizentiert wurden.

Dieses Musikalbum hat sich bei mir deswegen so eingebrannt, weil es in den frühen Morgenstunden auf den Metarheinmain Chaosdays 2007 (mrmcd110b) in Dauerschleife abgespielt wurde, während ich dort ein wenig geschlafen habe. Bis zu dieser Veranstaltung kannte ich die Musik von Röyksopp aber überhaupt noch nicht. Die mrmcd110b fanden vom 07. bis 09. September 2007 an der Technischen Universität Darmstadt statt und waren für mich meine erste Nerd-Veranstaltung im Chaos Computer Club Umfeld.

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Herausragende Musikalben – „A Captive In The Land Of The Iron Bubbles“ von Microwave Prince

Veröffentlichung: 1995

Für diesen Artikel muss ich erst einmal etwas ausholen.: Das japanische Unternehmen Roland brachte im Jahr 1981 den monophonen Analogsynthesizer TB-303 auf den Markt. „TB“ steht dabei für „Transistor Bassline“ und verrät den eigentlichen Verwendungszweck für das Gerät, das als Ersatz für einen Musiker begleitenden E-Bassisten gedacht war. Der Synthesizer war ursprünglich für Sologitarristen konzipiert, um diesen mit der Kombination von TB-303 und TR-606 eine kostengünstige Schlagzeug- und Bass-Begleitung zu ermöglichen. Aufgrund des unnatürlichen Klanges war das Gerät bei der eigentlichen Zielgruppe jedoch nicht erfolgreich, und die Produktion wurde bereits 1984 wieder eingestellt.
Im Jahr 1985 entdeckte der in Chicago lebende Musiker DJ Pierre der Gruppe Phuture, dass mit der Roland TB-303 durch extreme Einstellungen sich Klänge erzeugen lassen, die nichts mit dem ursprünglichen Verwendungszweck zu tun haben. Klänge, die ein neuartiges und futuristisches Zwitscher, Kreischen und Blubbern waren. 1987 veröffentlichte DJ Pierre mit Acid Tracks ein zwölfminütiges, minimalistisches Stück, welches zu weiten Teilen auf diesem an Säure (engl. „acid“) erinnernden Klang der TB-303 basierte. Der „Acid-Sound“ beruhte unter anderem auf der Selbstoszillation eines Filters, also einer hoch eingestellten Resonanz. Acid Tracks wurde sofort zum Hit in der noch jungen House-Szene und sorgte für eine ganze Welle an ähnlichen Tracks, die meist in Kombination mit Drumcomputern wie der TR-808, der TR-606, der TR-909 oder der TR-707 produziert wurden. So begründete Acid Tracks einen neuen, eigenständigen und einflussreichen Musikstil, den Acid House, aus dem sich später auch der schnellere und härtere Acid Techno entwickelte.
Auch heute noch wird der Klang der TB-303 gerne für Produktionen von Techno, House, Goatrance und anderen Stilen der elektronischen Tanzmusik eingesetzt. Sogar ab etwa Mitte der 1990er Jahre wird die Roland TB-303 von Musikproduzenten bei den Arrangements von Musikalben der Pop-Musik wie Ray of Light der amerikanischen Sängerin Madonna eingesetzt.
Als das für den „Acid-Sound“ verantwortliche Gerät wurde die TB-303 im Laufe der Jahre immer begehrter. Durch die begrenzte Verfügbarkeit des nur kurze Zeit produzierten Gerätes und die wachsende Nachfrage stieg der Preis auf dem Gebrauchtmarkt enorm. Auch die verfügbare Menge von Ersatzteilen wurde im Lauf der Zeit immer knapper.
In den vergangenen Jahren wurden von der Roland TB-303 stattdessen immer mehr Nachbauten anderer Firmen und auch Software-Emulatoren auf den Markt gebracht. Auch die japanische Firma Roland brachte im Jahr 2014 ein offizielles Nachfolgegerät auf den Markt: die TB-3 Touch Bassline.

Der deutsche DJ und Musikproduzent Steffen Müller-Gärtner veröffentlichte unter dem Künstlername Microwave Prince ab den 1990er Jahren etliche Singles und EPs, bei der er die Roland TB-303 und Drum Computer der TR-Reihe einsetzt. 1995 erschien von Microwave Prince dann das Compilation-Album A Captive In The Land Of The Iron Bubbles.

Für mich ist A Captive In The Land Of The Iron Bubbles quasi so etwas wie eine in nur ein Musikalbum reduzierte Blaupause des Acid Technos im Besonderen und der elektronischen Musik im Allgemeinen.
Mehr noch: da die Roland-Ingenieure mit den technologischen Möglichkeiten der beginnenden 1980er Jahre und der TB-303 nicht dem Anspruch genügen konnten, sie von Musikern als einen ernst zunehmenden, begleitenden E-Bass-Ersatz zu etablieren, sehe ich sie auch nicht als ein Gerät an, welches einen Klang nachahmen kann oder soll. Nach meinem musikalischen Verständnis ist die TB-303 ein eigenständiges und ernst zu nehmendes Musikinstrument, wie es ein Saxophon, ein Cello oder eine Mandoline auch sind. Mit den heutigen Möglichkeiten der Computertechnik kann sicherlich der Klang fast jedes Musikinstrument täuschend echt nachgebildet werden. Die Roland TB-303 hat stattdessen mit ihrem eigenen Klangbild sich unbewusst selbst geschaffen. – Auch wenn es noch ein paar Jahre seinerzeit brauchte, bis das Potenzial entdeckt wurde.

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